„Guerilla gardening“ oder von der Sehnsucht nach dem Frühling

Photo by Kaique Rocha on Pexels.com

DIE AMSELN FRIEREN UND DIE KRÄHEN DARBEN;

UND AUCH DER MENSCH HAT SEINE LIEBE NOT

DIE LEEREN FELDER SEHNEN SICH NACH GARBEN

DIE WELT IST SCHWARZ UND WEISS UND OHNE FARBEN

UND WÄR SO GERNE GELB UND BLAU UND ROT

                                                      „der Januar“ von Erich Kästner

Erich Kästner spricht mir aus der Seele.

Geht euch das auch so? Ich finde, der Januar und Februar ist eine ganz miese Zeit. Ich muss dann immer aufpassen, dass ich nicht in ein Loch falle. Es ist zu dunkel, zu kalt und zu nass. Ich bin eigentlich ein Draußen- Mensch. Mein Lieblingsplatz ist im Gemüsebeet. Oder ich fahre auch gerne Fahrrad. Aber wenn es draußen so uselig ist….und sooo plästert…. die Kälte und Nässe zieht überall durch, da setze ich meinen Fuß nicht gern vor dir Tür. Wenn mein Hund nicht wär, würde ich wahrscheinlich ernsthaft zu wenig frische Luft kriegen.

Und wenn dann noch eine Pandemie dazu kommt. Kranke Kinder. Ärger auf der Arbeit. Stress in der Beziehung. Dann möchte man sich eigentlich nur noch eingraben. Eingraben wie eine Blumenzwiebel und auf den Frühling warten. Auf bessere Tage. Auf einen Lichtstrahl, der einem wieder Hoffnung macht. Auf blauen Himmel und bunte Blumen.

Was kann uns helfen gut durch diese miese Jahreszeit zu kommen?

Mir sind drei Dinge eingefallen, die uns helfen können, die Wartezeit auf den Frühling zu verkürzen.

Das erste ist: Eigentlich ist das eine gute Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Wer einen Garten hat, kennt das: man plant im Winter ein neues Gartenjahr.

Ich habe mich die Tage hingesetzt und einen Plan von meinen Beeten aufgezeichnet und überlegt, wo ich was hinpflanzen werde. Es gibt Gemüsesorten, die können gut miteinander und andere gar nicht. Und es gibt eine Fruchtfolge zu beachten. So können wir diese kalten Tage nutzen, einmal in uns zu gehen und sozusagen einen Frühjahrsputz machen in uns drin. Unsere Wurzeln spüren und zur Quelle des Lebens finden. Uns fragen: was sind meine Ziele dieses Jahr? Welche Früchte würde ich gerne ernten? Was soll Raum zum Wachsen bekommen und was darf auch gerne sterben?

Das was kalt ist und uns belastet müssen wir ausreißen. Und dann erspüren was neu aufwachsen will. Kleine Ideen, gute Gedanken, die geboren werden wollen und ans Licht müssen. Die müssen erst einmal freigelegt werden, damit sie nicht von dunklen, schlechten Gedanken überwuchert werden.

Eine Möglichkeit, innerlich aufzuräumen ist das Gebet. Wenn wir vor Gott einmal alles ausbreiten was uns beschäftigt, hilft uns das unser Leben neu zu sortieren und wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Gott hilft uns dabei, Ordnung in unser Leben zu bringen

Das Zweite was mir eingefallen ist, ist: Wir können doch eigentlich dankbar sein für den Wechsel der Jahreszeiten. So fies und ätzend der Winter sich oft anfühlt, um so größer sind doch die Frühlingsgefühle wenn der Frühling dann endlich aufbricht. Alles hat seine Zeit. Im Kommen und im Gehen liegt Segen.

Ich glaube oftmals ist es so, dass wir all die schönen Wunder in den dunklen Zeiten um uns herum gar nicht richtig wahrnehmen. Sie als zu selbstverständlich sehen.

Ich habe dazu eine schöne Geschichte kürzlich erlebt. Mitten im Januar. Es war kalt und nass draußen. Da war eine wandernde Schafherde bei uns in Bausenhagen zu Gast. Und ich durfte zwei ganz frisch geborene Lämmer beobachten. Die Nabelschnur hing noch dran. Und sie machten die ersten zarten Gehversuche auf ihren unsicheren Beinen um bei der Mutter zu trinken. Dieses Erlebnis hat mein Herz ganz warm gemacht. Neues Leben mitten im tiefen Winter. Interessant war, die Schafe drumherum zu beobachten. Die haben nämlich einfach seelenruhig weitergegrast so als wäre gar nichts passiert.

Ich dachte so: Das ist doch ein gutes Bild für unseren Umgang mit den Wundern des Lebens: Wir nehmen oft gar nicht wahr, wenn um uns herum neues Leben zur Welt kommt. Wenn ein Lichtstrahl unseren grauen Alltag durchbricht. Manchmal sind wir blind für die kleinen Freuden des Alltags, weil das Dunkle uns zu sehr gefangen nimmt.

Deshalb: Manchmal hilft es aufmerksamer zu sein. Genauer hinzusehen. Grau ist nicht einfach nur grau. Grau setzt sich zusammen aus vielen kleinen unscheinbaren Farbpigmenten.

Der dritte Gedanke: Was hilft wenn alles grau ist? Dann hilft es die Welt bunter zu machen! Seit einigen Jahren verbreitet sich eine Aktion namens „guerilla gardening“ . Ursprünglich als Ausdruck zivilen Ungehorsams, als Teil einer politisch motivierten Aktion steht dieser Begriff heute vielfach für urbanes Gärtnern. Da werden Samenbomben ausgeworfen an den unterschiedlichsten Stellen in Städten um die Städte wieder wilder und grüner zu machen.

Ich finde das eine ganz großartige Idee. Die Welt soll erblühen. Sie soll bunt sein und nicht grau! Und dafür sind wir auf der Welt. Um die Erde bunt und schön zu machen. Sie zu bebauen und zu bewahren und tristen grauen Beton in buntes Leben zu verwandeln.

Gott hat diese Welt bunt und wunderschön gemacht. Aber der graue Beton verhindert manches Mal die Sicht darauf. Wir sind nicht auf dieser Welt um uns einzumauern, sondern um diese bunte Schöpfung noch mehr sichtbar zu machen. Gottes Liebe in die Welt zu tragen und Hoffnungsträger*innen zu sein.

Ein paar Tage dauert es noch bis der Frühling wirklich aufbricht. Lasst uns bis dahin das Beste draus machen. Frei nach dem Motto von Alice Walker: „Solange die Erde es schafft, jedes Jahr wieder Frühling zu machen, will ich es auch tun.“

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