
Ich frage mich dieser Tage vermehrt: Was macht ein Leben eigentlich wertvoll? Woran wird der Wert eines Menschen gemessen?
Diese Frage stellt sich mir wenn ich die Bilder sehe von Polizisten, die mit Wasserwerfern und Gummiknüppeln auf Flüchtlinge an der griechischen Grenze losgehen.
Diese Frage stellt sich mir auch, wenn auch bei uns hier im Kreis Unna ernsthaft darüber gestritten wird, ob wir es uns leisten können auch nur eine Handvoll elternloser Kinder aus Kriegsgebieten aufzunehmen.
Diese Frage steckt letztlich auch hinter der aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts die Sterbehilfe grundsätzlich zu erlauben.
Ich sehe diese Entscheidung sehr kritisch. Ich fürchte, das wird letztlich dazu führen: dass sich die Kranken, Alten und Schwachen einem vorzeitigen Ableben verpflichtet fühlen, weil sie ja doch allen nur zur Last fallen. Die Grenzen sind da fließend.
Wann ist ein Menschenleben wertvoll? Und wann nicht?
Ist ein Mensch nur dann wertvoll wenn er jung und gesund ist?
Im besten Alter, nicht behindert, wenn er dem klassischen Schönheitsideal entspricht und am besten noch einen bestimmten gesellschaftlichen Status hat? Sind einige Menschen etwa wertvoller als andere?
Ich erzähle an dieser Stelle immer gerne die Geschichte von meiner Prinzessin. Das ist son Dekoteil, hab ich vor vielen Jahren mal geschenkt bekommen. Eines Tages ist sie mir aus dem Regal gefallen und seitdem hat sie eine hässliche Schramme im Gesicht. Der Lack ist abgeplatzt
Mein erster Impuls war: Dann muss ich sie wohl wegschmeißen.
So ist das in unserer Gesellschaft: wenn etwas nicht mehr unseren Vorstellungen entspricht, wenn es etwas kaputt ist, dann wird es eben weggeschmissen, kann man ja neu kaufen…. Reparieren, recyceln, das ist viel zu aufwändig…
Mein 2. Impuls dann war: Vielleicht könnte ich die Schramme ja übermalen. Mit einem Lackstift in Hautfarbe. Wegretouchieren.
Das ist auch ein häufiger Weg bei uns: Die Makel in unserem Leben zu übermalen. Auf instagram sieht man täglich tausende Fotos von leckerstem Essen, traumhaften Landschaften, Schminksammlungen und reihenweise Videos von perfekten Menschen in einer selbstinszenierten perfekten Welt. Und fragt sich dann warum bloß das eigene Leben so anders aussieht. Die Berichte von Menschen, die sich von den stets perfekten Bildern dort unter Druck gesetzt fühlen häufen sich.
Aber man kann ja über sein eigenes Leben einfach einen Filter drüberlegen. Die Makel wegretouchieren. Hauptsache nach außen hin den Schein wahren. Schönheitsoperationen boomen. Die Zahl der weltweit plastischen Eingriffe stieg in den letzten Jahren um mehrere Millionen an.
Ich will euch sagen wofür ich mich bei meiner Prinzessin letztlich entschieden habe: ich habe sie einfach ins Regal zurückgestellt. Ich lasse sie so wie sie ist. Sie ist jetzt eben ein Unikat.
Wisst ihr, ich stelle mir vor: Als Gott uns Menschen machte: Jede und jeden ganz einzigartig, da hat er vorher jedes Mal in einen Spiegel geschaut. Die Bibel sagt uns nämlich: Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild. Wir alle, jeder Mensch spiegelt etwas von Gottes Schönheit wider. Und wenn wir genau hinsehen, dann können wir das auch wahrnehmen. Bei anderen und auch bei uns selbst.
Klar, im Laufe unseres Lebens bekommen wir so manchen Kratzer ab. Falten, Narben, wir fallen hin, werden manchmal auch hingeschubst. Nicht nur unser Äußeres, auch unsere Seele bekommt Schrammen. Durch das was andere über uns sagen, wie sie uns beurteilen. Und oft am meisten dadurch wie wir uns selbst bewerten. „Du bist doch nichts wert! Schau dich mal an! Wieder hast du alles falsch gemacht.“ Wir werden vom Leben gezeichnet. Und wenn wir nicht aufpassen, glauben wir irgendwann das was uns ständig vermittelt wird: dass wir nicht genügen. Dass wir nichts taugen. Dass wir nicht schön sind.
Wisst ihr was mir bei der Prinzessin noch aufgefallen ist? Als sie hingefallen ist und selbst wenn ich sie jetzt mit voller Wucht auf den Boden schmeißen würde: ihre Krone fällt nicht ab. Die sitzt bombenfest auf ihrem Kopf.
Und das ist doch ein schönes Bild über den Wert den Gott über unser Leben ausspricht und den er uns für unser Leben mitgibt. Der ist nämlich wie eine Krone. Wir sind seine geliebten Kinder. Königskinder. Wir tragen eine Krone. Eine Krone der Wertschätzung und grenzenlosen Liebe. Und die kann uns wirklich niemand nehmen.
Ich wünsche mir und uns allen, dass wir das mehr so sehen können wie der Psalmbeter in Psalm 139,14: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“
Lasst euch von nichts und Niemandem euren Wert absprechen! Und lasst uns alle mehr lernen, die Menschen um uns herum mit Gottes liebenden Augen zu sehen. Gott macht keine Unterschiede. Jeder Mensch ist unglaublich wertvoll.
