Ich kenne Viele, die man wohl Greise nennen würde.
Manche sind vom Leben schwer gezeichnet. Haben Kriegswunden erlitten. Kämpfe gefochten. Narben davon getragen. Auch auf der Seele.
Manche sind bitter geworden über das was war. Sind zerbrochen an den Herausforderungen des Lebens. Der Sturm des Lebens hat sie in die Knie gezwungen.
Manche sagen: Es ist wie es ist. Egal wie schwer ihr Schicksal ist. Sie beklagen sich nicht. Stehen auf und machen weiter. So wie immer schon.
Manche haben immer hart gearbeitet. Das ganze Leben schon sich aufgeopfert für andere. Und dabei ein bisschen sich selbst verloren.
Manche erzählen Geschichten. Von früher. Als man die Wäsche noch von Hand wusch und es keine Smartphones gab. Als Vintage noch Alltag war und nichts Besonderes.
Manche sind für immer verstummt. Weil es für das Vergangene keine Worte gibt. Und die Erinnerung zu schwer zu ertragen ist.
Manche haben gelernt, über sich selbst zu lachen. Ihnen sitzt der Schalk im Nacken und die Lebenslust blitzt in ihren Augen.
Die Bibel lehrt uns im 3. Mose 19,32: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.“
Meine Begegnungen mit alten Menschen bestätigen das. Ich habe Respekt vor dem, was sie erlebt haben und wie sie damit fertig geworden sind.
Manche Greise sind – ohne es zu merken- zu Weisen geworden.
Das sind die, die an den Herausforderungen gewachsen sind.
Die mit der Erfahrung. Die von innen aus ihnen strahlt. Nicht überheblich. Nicht besserwisserisch. Sondern gewinnbringend für andere.
Die, die es geschafft haben, ihre gesammelten Erfahrungen zu einem Schatz zu machen. Die mit einem Erfahrungsschatz.
Und die diesen Schatz nicht für sich behalten, sondern ihn mit anderen teilen. Nicht aufgezwungen sondern mit einem Gespür für den passenden Moment und die richtigen Worte
Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem sanften Arm auf der Schulter. Einem „Ich verstehe dich“.
Auch ich sammle Erfahrungen. Jeden Tag. Vielleicht werden auch sie eines Tages zu einem Schatz werden. Den ich mit anderen teilen darf.
Das wäre schön.
Sehr schöne Worte für das, was ich auch immer wieder im Kontakt mit älteren, alten und freisen Menschen erlebe. Und manche ringen mit sich, mit dem Verstummen und mit dem Reden, mit dem Verstummern und dem Verharren. Es ist immer wieder auch für mich bereichernd, wenn ich auf solche Schätze blicken darf – oder sogar von ihnen profitieren darf.
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Ein wunderschöner, so wahrer Text.
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