Heimat to go

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Ich liebe guten Kaffee.

Also ich meine richtigen Café. Italienisch. Stark. In einer ganz kleinen Tasse. Mit einer schönen Crema. Oder Latte Macchiato mit viel Milchschaum. Seit ich mal eine Zeit in Italien gelebt habe, kann ich diese wässrige Kaffeebrühe in Deutschland nicht mehr gut trinken. In Italien habe ich mich sehr zu Hause gefühlt, auch (oder gerade weil?) es dort ganz anders ist als bei uns in Deutschland. Und Espresso weckt regelmäßig regelrechte Heimwehgefühle in mir nach Italien, dolce vita, Lebenslust und Sonnenschein.

Das Gute ist: Ich kann meinen Kaffee überall mit hin nehmen und mich wie in Italien fühlen. Mit meinem wiederverwendbaren Coffee to go Becher aus Bambus, den ich mal geschenkt bekommen habe, geht das sogar noch relativ umweltbewusst.

Ich weiß nicht, was bei euch für Assoziationen hochkommen wenn ihr das Wort Heimat hört. Für viele bedeutet Heimat das, was es im ganz ursprünglichen Sinne bedeutet: Der Ort an dem ich aufgewachsen bin. Wo ich mich auskenne, mich wohl fühle. Für mich ist das irgendwie nicht so. Nicht, dass ich nicht gerne zurück in mein Elternhaus komme, in die Stadt, in der ich die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht habe. Aber ich bin seitdem so oft umgezogen, habe so viele Orte kennengelernt, so oft Wurzeln geschlagen um dann wieder weiterzuziehen, dass mir meine ursprüngliche Heimat manchmal vorkommt wie aus einem anderen Leben.

Ich glaube aber, wir alle brauchen einen Ort an dem wir Zuhause sind, den wir Heimat nennen. Wo wir so sein können, wie wir sind. Ein Ort tiefen Vertrauens. Wo wir uns nicht verstellen müssen. Wo wir auftanken und zur Ruhe kommen können.

Das Problem ist bloß: Seine Heimat, die kann man auch verlieren. In diesen Tagen irren Tausende von Menschen über diese Erde, die ihre Heimat verloren haben. Die verzweifelt auf der Suche sind nach einem Ort, wo sie zu Hause sein können. Was wenn der Weg in die Heimat für immer versperrt bleibt? Was wenn man keinen Ort mehr findet, der sich nach Heimat anfühlt? Heimat kann auch kaputtgehen. Durch schlimme Brüche in unserer Biographie. Was dann?

In der Bibel wird immer wieder von Menschen erzählt, die dauerhaft unterwegs sind. Die ihre Heimat aufgegeben haben. Die Erzväter im Alten Testament waren Nomaden, sind umhergereist. Das Volk Israel irrte 40 Jahre durch die Wüste. Jesus hatte kein festes Dach über dem Kopf. Ist als Wanderprediger rumgezogen. Die Jünger gaben ihre Heimat auf, um mit Jesus zu gehen….

Ich habe gemerkt, Heimat ist etwas, das ich überall haben kann. Heimat ist für mich nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Ein Zuhause habe ich da, wo ich angenommen bin, wo ich mich wohlfühle. Mein Glaube ist für mich so was wie eine Heimat. Ein Ort an dem ich mich bergen kann, an dem ich Zuflucht finde und den ich überall mit hinnehmen kann. Mein Glaube ist für mich Heimat to go.

In ein paar Wochen steht der nächste Umzug an, der elfte. Nicht so weit diesmal, nur ein paar Häuser weiter. In dem Dorf in dem ich jetzt bin möchte ich gerne tiefere Wurzeln schlagen. Die Sehnsucht, irgendwie sesshaft zu werden ist doch da. Aber Heimat, die ist für mich unabhängig davon. Heimat ist irgendwo tief in mir drin. Da, wo Gott ist.

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Ein Kommentar zu „Heimat to go

  1. Sehr schöne GEdanken! Regen auch mich an, über Heimat nachzudenken. Ich wohne im Haus meiner Großeltern – ein besonderer Ort der Verbundenheit. Aber Heimat anders zu fassen, ist und bleibt vermutlich eine Herausforderung.
    Danke, Elke

    Gefällt 1 Person

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